(mh, 09.08.2019) „Zusammen mit nachhaltiger Entwicklung“ – das steht in einem Schaufenster in Helsinki zu einem Fotografie-Projekt zu Biodiversität in der Arktis, gefördert vom finnischen Umweltministerium. Dieser Slogan beinhalten gleich drei Schlagwörter, die die finnische Philosophie wiedergeben: Zusammenhalt, Nachhaltigkeit, Fortschrittlichkeit. Auf entspannte und selbstverständliche Weise spiegeln sich diese Attribute in Helsinki wider.

Gemeinschaftsgefühl – soziale Unterstützung – geringe Bevölkerungsdichte – hoher Bildungsgrad – Umweltverbundenheit: die glücklichsten Menschen leben in Finnland, was zum zweiten Mal in Folge der Better Life Index der OECD bescheinigt.

In den letzten Tagen konnte ich mich vor Ort vom Helsinki-Lebensgefühl überzeugen und zumindest oberflächlich in die Essenskultur einsteigen.

Hauptproteinlieferant ist in Finnland – wer hätte es geahnt – der Fisch, insbesondere Lachs. Rind und Schwein spielen kaum eine Rolle, dafür ist Rentierfleisch – zumindest in der Nähe der Touristen – omnipräsent.
Helsinkis Preise sind für einen Berliner etwas gewöhnungs­bedürftig. Hier kostet eigentlich alles ungefähr das Doppelte.
Auf dem Markt von Helsinki werden in erster Linie geröstete Strömlinge, quasi Mini-Heringe aus der Ostsee mit Knoblauchsoße angeboten.
Sanddorn, Moltebeeren, Mini-Äpfel – diese Lebensmittel kommen einem öfter unter. Und für 30 Euro bekommt man in der Markthalle sogar eine Büchse Braun- oder Schwarzbär.
Rentierfleisch gibt es in allen Variationen: als Kebab schmeckt es wie Lammdöner, aber leicht nach Leber, als Schinken schmeckt es wie Bündnerfleisch mit einer leichten Wildnote. Dann gibt es Rentier noch als Wurst, Jerky und Dosenfleisch.
Um sich den dunklen Winter etwas aufzuhellen, trinkt der Durchschnittsfinne nach dem täglichen Saunabesuch ja gerne mal ein Bier oder Schnäppschen, aber das Hauptgetränk ist der Kaffee. 1 Liter Kaffee verteilt auf im Schnitt 5 “Kaffeepaussi” werden pro Tag und Kopf konsumiert. Die Finnen haben daher auch ihre eigene Café-Kette “Robert´s Coffee”. Außerdem naschen die Finnen gerne. In der Konditorei-Kette Fazer gibt es neben leckerer Pâtisserie eigene Schokolade und Bonbons. Da wo es Süßes gibt, gibt es auch immer die großen bunten Wölkchen-Baisers – und natürlich Mumins-Pralinen.

Das umfassende Sortiment in den zentral gelegenen Supermärkten in Helsinki ist ziemlich erschlagend, macht aber neugierig und vor allem Spaß. Es ist vielfältiger, bunter und irgendwie noch moderner als wir das bei uns kennen. Es gibt alle möglichen Kombinationen aus Geschmack und Zubereitungsart, Superfood. Beispielsweise gibt es ein ganzes Kühlfach voller Convenience Food.

Die Finnen achten sehr auf Müll- und Verschwendungsvermeidung. Das merkt man wie hier durch Hinweise, aber auch daran, dass man oftmals verzweifelt nach Papierkörben sucht und die Stadt trotzdem sehr sauber ist.

Zur Zeit um die Sommersonnenwende wird das Krebsfest gefeiert. Da pult der Finne Eimerweise Krebse.
Hier merkt man wieder, dass Skandinavien uns einen Schritt voraus ist: diese Schwedische Hafermilch-Marke wirbt mit der Angabe ihres CO2-Footprints. Das ist genau das, was auch eatr forcieren möchte: die Vergleichbarkeit von Produkten durch die Ermittlung und Veröffentlichung der CO2-Fußabdrücke.
Sowie in Berlin die Bezirke Kreuzberg, Neukölln, Moabit und Wedding, so hat es der Helsinki-Bezirk Kallio vom Arbeiterviertel in die Szene geschafft. Ein schönes Beispiel: wie auch in Berlin findet man hier Urban Farming.